Persönlicher Tipp von Erhard Taverna

Alain DeBotton, die Kunst des Reisens
   

S.Fischer Verlag 2002
288 Seiten Fr. 33.60

Wer seine Reise hinter sich hat oder die nächste plant, tut gut daran Alain DeBottons Reiseführer aufmerksam zu lesen. Botton schreibt auf eine kluge und sensible Weise von der Essenz des Reisens, von der mannigfaltigen Art, wie Menschen zu Reisen aufbrechen, oder diese auch sein lassen. Er verquickt auf eine unterhaltsame Art seine eigenen Erfahrungen mit den Beobachtungen illustrer Vorgänger wie Baudelaire, Hooper, Flaubert oder Humboldt. Wir lernen von den vielen Motiven des Reisens, von Landschaftsinterpreten und den eigenen Bildern im Kopf. Ob wir mit Maistre nur das eigene Zimmer im Pijama bereisen und darüber ein Buch schreiben, oder mit dem Autor nach Barbados verreisen, immer werden wir dabei auf überraschende Weise uns selber entdecken.

weitere Werke von Alain DeBotton:

Trost der Philosophie
   
S.Fischer Fr. 33.60
Trost der Philosophie

Fischer TB Fr. 17.40
Wie Proust Ihr Leben verändern kann


S.Fischer Fr. 29.10

Wie Proust Ihr Leben verändern kann

Fischer TB Fr. 15.90
Versuch über die Liebe

Fischer TB Fr. 15.90

 

Manuela Pfrunder, Neotopia
   

Limmat Verlag 2002
61 Seiten Fr. 46.--

Keine Sonntagslektüre, aber für unsere Breiten in Zeiten sinkender Aktienwerte ein Relativierungsbuch. Ein Atlas von der gerechten Verteilung der Welt gibt Ihnen und mir immerhin 64 Lebensjahre, wovon 16 Jahre in angemessenem Wohlstand und 6.62 US-Dollar staatliche Entwicklungshilfe jährlich. Schade, dass es nur alle 10 Jahre für Ferien reicht. Dafür gibt es 2 Zigaretten täglich und alle 19 Monate ein Paar neue Lederschuhe. Da Sie wenigstens an jedem 6. Tag ein Handy besitzen, können Sie sich das dünne Buch von nur 61 Seiten im Buchhandel bestellen. Manuela Pfrunder, geboren 1979 in Luzern, präsentiert ihre neue Weltordnung grafisch raffiniert gestaltet im Limmat Verlag Zürich. Darin wird alles verteilt, was es materiell in dieser Welt zu verteilen gibt. Die junge Künstlerin wurde dafür zu Recht vom Schweizer Grafiker Verband mit dem Förderpreis 2002 geehrt. Finden Sie selbst heraus, was Ihnen zusteht


Gunther Grass, im Krebsgang
   

Steidl Verlag 2002
216 Seiten Fr. 32.70

Gunter Grass kann immer noch trommeln, dass es unter die Haut geht. Seine vorläufig letzte Novelle handelt von der Wilhelm Gustloff, die am 30. Januar 1945 von einem sowjetischen U-Boot torpediert, mit geschätzten 7000 – 10'000 Flüchtlingen, vorwiegend Frauen und Kindern, unter ging. Die Geschichte wird vom besessenen Enkel einer engstirnigen Ueberlebenden propagandistisch im chatroom nacherzählt. Sie endet mit einem Mord, wie damals, als der Landesgruppenleiter der NSDAP gleichen Namens in Davos erschossen wurde. Grass nähert sich im Krebsgang den Spuren einer Tat, die vom Vater verdrängt, um so heftiger die jüngste Generation in den Strudel reisst. Die mit ungebrochener Sprachmacht souverän konstruierte Handlung nimmt kein happy end. Obwohl der Täter im Gefängnis einen Schlussstrich zieht, kommt seine Einsicht zu spät. Eine neue Website verspricht neues Unheil


Archiv

Juni 2002 Enrico Danieli

Juli 2002 Bernhard Gurtner

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