Persönlicher Tipp von Bernhard Gurtner, Wetzikon

Manfred Bieler, Maria Morzeck oder das Kaninchen bin ich

   
Ullstein TB 1998
Fr. 14.20

nochmals gelesen

Wie viele andere ostdeutsche Autoren und Autorinnen, die uns damals über den Alltag im realen Sozialismus berichtet haben, musste Manfred Bieler wegen seiner standfesten Haltung in der DDR einiges Ungemach erleiden. Schon 1956 verlor er eine Anstellung beim Schriftstellerverband, weil er sich gegen den Einmarsch der Russen in Ungarn geäussert hatte. Auch sein Erstlingswerk Maria Morzeck konnte den Parteioberen nicht gefallen. Der fiktive Bericht dieser jungen Berlinerin wurde als Selbstdarstellung einer triebhaften, schnoddrigen und subversiven Person eingestuft. Das aufschlussreiche Buch und ein darauf beruhender amüsanter Film wurden deshalb 1965 von ZK der SED verboten. Manfred Bieler übersiedelte nach Prag, musste aber auch von dort nach der Niederschlagung des "Prager Frühlings" wegziehen, diesmal nach München, wo er vor kurzem 68jährig gestorben ist. Diese Nachricht erinnert an einen virtuosen Erzähler, der es verstand, bedrückende soziale Verhältnisse und miese Typen mit viel Sprachwitz und Situationskomik ohne jede Bitterkeit darzustellen und die selbst erlittene Zeitgeschichte in packende Romane umzuformen. Ob er sich auch in die Seelenlage einer wegen politischer Gründe vom Studium ausgeschlossenen, verwaisten und liebeshungrigen Oberschülerin richtig eingefühlt hat, können wohl nur Leserinnen kompetent beurteilen.

Ich finde es grossartig!


weitere Werke von Manfred Bieler


der Mädchenkrieg


Ullsten TB 1998 Fr. 15.90
ISBN 3-548-24343-6

Still wie die Nacht. Memoiren eines Kindes

381 Seiten Fr. 33.70
ISBN 3-455-00358-3

Archiv
Juni 2002 Enrico Danieli

OBEN