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Rolf Wesbonk, Buchautor und Krimiflüsterer aus Stäfa hat wieder einen Krimi für Sie gelesen:


Richard Stark, Keiner rennt für immer
286 Seiten
Zsolnay 2009
Fr. 29.90



<Keiner rennt für immer> - unterkühlte Spannung bis zum letzten Satz.

<Die Sache gefällt mir nicht>, sagte Parker.

<Wieso? Was stimmt nicht damit?> fragte Beckham.

<So gut wie alles>, erklärte ihm Parker. <Die Sache steht und fällt mit einer Amateurin. Schon ein ruhiger Amateur bedeutet normalerweise Ärger, und die da besteht nur aus Emotionen. Es geht nicht um Geld, sondern um Rache und Wut und Familienstolz. Das alles kann ich nicht gebrauchen.>

Parker ist ein Berufsverbrecher ohne Vorname, ohne Biographie, ohne Gefühle, und er steht ausserhalb aller Moral. Er will seine Jobs cool, sachlich und zielgerichtet durchziehen – Amateure wirken sich hier nur störend aus. Sie bringen die Durchführung seiner kühl geplanten Unternehmungen in Gefahr. So ist es auch in dem Band <Keiner rennt für immer>, dem seit kurzem erschienenen Roman von Richard Stark. Es geht um einen Bankraub, in dem Parker – wegen den diversen Amateuren – gelegentlich die Kontrolle über das Geschehen verliert. Das Ganze ist in einer enorm sparsamen, direkten Sprache geschrieben, ein Text, der süchtig macht.

Richard Stark ist übrigens eines der vielen Pseudonyme von Donald E. Westlake, der unter diversen Namen weit über 100 Romane geschrieben hat. Der erste Parker-Krimi ist mit Lee Marvin höchst erfolgreich verfilmt worden. Westlake, mit unzähligen Preisen bedacht, ist kürzlich verstorben.

PS: Wer an der Fortsetzung der Geschichte von <Keiner rennt für immer> interessiert ist, findet diese im Band <Fragen Sie den Papagei>, der im vergangenen Sommer veröffentlicht wurde und ein Verkaufsschlager war.

Rolf Wesbonk, Stäfa
r.wesbonk@nzz.ch für Ihre Feedbacks




Donald E. Westlake

Er wird 1933 als Sohn irischstämmiger Eltern in Brooklyn geboren, wächst in Yonkers und Albany am Hudson River auf und geht im Staat New York auf drei verschiedene Colleges. Von 1954 bis 1956 dient er in der United States Air Force, wo er nach eigener Aussage sehr wenig lernt, außer ein paar Wörtern Deutsch. Erste Kurzgeschichten schreibt er schon 1953, sie werden an Science-Fiction- und Mysterymagazine verkauft. 1958 zieht er nach New York. 1960 erscheint Westlakes erster 'richtiger' Roman, The Mercenaries (dt. Das Gangstersyndikat). Bereits 1962 betritt Parker die Bühne, der beinharte Berufskriminelle, finsterer Held zahlreicher weiterer Romane, die Westlake unter dem Pseudonym Richard (wegen Richard Widmark) Stark (wegen »stark«) veröffentlicht.
Neben den Parker-Romanen schrieb Westlake unter eigenem Namen eine Serie komischer Krimis mit dem erfolglosen Ganoven John Archibald Dortmunder und meisterte mühelos den Spagat zwischen knallharter Action und witzigem Slapstick. Außerdem schrieb er Western, phantastische Geschichten, Science-Fiction, eine ganze Reihe weiterer Krimis unter weiteren Pseudonymen und sogar eine Biographie Elizabeth Taylors.
Westlake hat zahlreiche Preise erhalten, u.a. dreimal den berühmten »Edgar Award«, und wurde von den Mystery Writers of America zum »Grand Master« ernannt. Für sein Drehbuch zum Film The Grifters von Stephen Frears (nach Jim Thompson) wurde er für den Oscar nominiert. Sein Drehbuch zu Patricia Highsmith’ Ripley Under Ground wurde zwar verfilmt, aber er erklärt, den Film nie gesehen zu haben. Mehrere seiner Krimis wurden verfilmt, u.a. von Costa-Gavras.

Donald E. Westlake ist am 31. Dezember 2008 im Alter von 75 Jahren in Mexiko gestorben.



Archiv

März 2008: Gianrico Carofiglio, Das Gesetz der Ehre
Juli 2008: Chris Harrison, Siesta italiana
August 2008: Jeffery Deaver, Die Menschenleserin
September 2008: John Harvey, Schlaf nicht zu lange
Oktober 2008: Norbert Horst, Sterbezeit
November 2008: Michael Connelly, Kalter Tod
Dezember 2008: Jilliane Hoffman, Vater unser
Januar 2009: Sjöwall/Wahlöö, Die Tote im Götakanal