Die Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken. Ganz herzlichen Dank!


Besprechungungen für Sie:
Lina Nordquist, Mein Herz ist eine Krähe
Adam Schwarz, Glitsch
Salome Siegenthaler Lüthi, mit Sofie auf der Alp


Lina Nordquist, Mein Herz ist eine Krähe
Diogenes Verlag
464 Seiten Fr. 31.30 Info/bestellen

Mein Herz ist eine Krähe

Raben und Krähen können auch im arktischen Winter an den Felsklippen ausharren. Sie sind nicht auf saisonale Nahrung angewiesen. Sie werden alt und sind intelligent. – Die Autorin des Romans wird nicht zufällig diesen Titel gewählt haben. – Die Natur hatte der Familie nicht nur Schönheit zu bieten. Mit dem Winter kam der Hunger. 1897 mussten Unni, ihr kleiner Sohn Roar und ihr Geliebter Armod überstürzt aus Norwegen über die Grenze nach Schweden fliehen. Der Grund dafür war, dass Unni kein selbstbestimmtes Leben führen durfte, weil alleinstehende junge Frauen wie Freiwild gejagd wurden. – Mitten im kühlen Wald lag die sonnige Lichtung. Ein Gewimmel von weissen Birken hielt die Mücken fern, und hinter den Stämmen erspähten sie ihr neues Zuhause. Eine verfallene Kate aus grau gestrichenem Holz, das zwischen den Bäumen silbern funkelte. Nach tagelanger Wanderung waren sie am Ziel angelangt. Von diesem Moment an begann der Überlebenskampf der von Armut betroffenen Familie, die am Rande einer Dorfgemeinschaft mit eigenen Regeln lebte. Armod:«Der Wald ist unser Brot, Unni. Menschen des Waldes dürfen sich nicht vor Bäumen fürchten.»– Das Buch enthält eine Lebens- Liebes- und Generationengeschichte in ländlicher Gegend. Die Sonnenseite eines kargen, entbehrungsreichen Lebens, doch viel mehr dessen dunkle Seiten werden miterlebt. Es gibt ein Schweigen, das nicht gebrochen werden kann und darf, um das Leben in einer zivilisierten Gesellschaft bestehen zu können. Das harte Schicksal von drei Generationen im vergangenen Jahrhundert berührt das eigene Herz. Die zwei durch ein ungelüftetes Geheimnis verbundenen Frauen sind die Hauptfiguren in der Geschichte.
Die Autorin Lina Nordquist, geboren 1977 in Norrala, ist Schriftstellerin, Physiologin, Diabetesforscherin und Politikerin als Mitglied des schwedischen Parlaments. Sie lebt mit ihrer Familie in Uppsala. Ihr erster Roman wurde als Buch des Jahres in Schweden ausgezeichnet. In seiner bewegenden Kraft erinnert er an die skandinavischen Romane von Sigrid Undset. Übersetzung aus dem Schwedischen von Stefan Pluschkat.

Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, 11. Februar 2024


Adam Schwarz, Glitsch
Zytglogge Verlag
292 Seiten Fr. 36.30 Info@bestellen

Glitsch – eine Kreuzfahrt in der Arktis

Ein kurz vor der Ausmusterung stehendes Kreuzfahrtschiff mit 2508 Passagieren an Bord auf der Nordostroute zwischen Hamburg und Tokyo ist Schauplatz einer eher unheimlichen Geschichte. Eine Beziehung zweier junger Menschen brach unvorbereitet auseinander. Léon blieb eingeschlossen und ausgeschlossen im Labyrinth des riesigen Kahns. Kathrin war plötzlich unauffindbar. Die Suche nach ihr und nach der verlorenen Liebe ist das grosse Thema im Roman. Das Schiff als enger Lebensraum und als unergründliches Monster mit seinen Ober- Haupt-, Zwischen-, Maschinen- und Promenadendecks wurde für Léon zum Albtraum. Er irrte durch die schäbigen Personalunterkünfte oder verlor sich in den oberen Gefilden der Oberklasse, da er zur gemeinsam gebuchten Kabine keinen Zugangscode mehr besass. Léons Entdeckungen und Erlebnisse waren eher düster als heiter. Digitale und reale Welt gerieten ihm durcheinander. Programmier- und Videospielforen führten ihn in okkulte, politische oder urzeitliche Bereiche hinein. Seltsame Wahrnehmungen von Verschwörungsanhängern führten zum Verwirrspiel. Wurde da etwas vertuscht? – Diese Geschichte ist ein Zeitzeichen der Gegenwart. «Eine eigene Welt sei so ein Schiff, eine schwimmende Stadt voller Menschen, denen der Boden auf dem Festland zu alt und staubig war, eine Versammlung von Freaks und Losern, vereint unter dem Banner von der Freizeit- und Urlaubsgestaltung, fernab von allen anderen. Nirgends zuhause und immer unterwegs.» Glitsch als Romantitel steht für das Unberechenbare und Makabere.

Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, den 26. Januar 2024


Salome Siegenthaler Lüthi, Mit Sofie auf der Alp
Baeschlin Verlag
32 Seiten Fr. 29.80 Bitte mit Mail bestellen


Vorbereitung auf die Alpsaison 2024


Mit Sofie auf der Alp – ein Bilderbuch, das die Vorfreude auf die kommende Alpsaison schürt. Es zeigt die Stufenwirtschaft auf, die da und dort noch betrieben, ja gelebt wird. Mit Pferden, Kühen, Ziegen, Schweinen, Hund und Katze zieht die Bauernfamilie, nachdem im Talgrund das Heu unter Dach ist, zu den Bergwiesen hoch. Sie wohnt während der Heuernte der höher gelegenen Wiesen in der Alphütte. Hier wird die Milch der eigenen Kühe zu Käse verarbeitet. Salome Siegenthaler-Lüthi erzählt wie schön das Alpen- und Familienleben für die Kinder ist. In Wirklichkeit gibt es auch die Angst während dem Gewitter, wenn es blitzt, kracht, hagelt und regnet und die Kinder allein sein müssen, da die Eltern draussen im Sturm auch für den Schutz der Tiere schauen müssen. Es kommt zu einem Unfall, die Lieblingskuh von Sofie ist
verschwunden. – Karin Widmer hat die Geschichte liebevoll illustriert. Beim Erzählen kann man staunen, was da alles zu sehen ist. Die Landschaft ist steinig und weist Spalten auf, die wegen dem buschigen Gewächs der Alpenrosen nicht erkennbar sind. Frieden, Freude und Schrecken sind nahe beieinander im Alpengelände. Die Geschichte ist nach einer wahren Begebenheit festgehalten. Familie Siegenthaler-Lüthi führt einen Betrieb in Engi GL.

Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, den 4. Februar 2024



Elisabeth Bardill


Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers. Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die „Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts von Menschen in Graubünden.



Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt in Graubünden

Edition Bardill
Fr. 30.00 bitte mit Mail bestellen



Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen

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