Das
besondere Buch von Martin Widmer, Autor und Historiker Wald Im April bin ich nach Paris gefahren, und so sprang mir der Buchtitel im Vorfeld in die Augen. Es ist eine Einstimmung der besonderen Art. Kein Reiseführer, kein Krimi und keine Liebesgeschichte im frühlingshaften Paris. "April in Paris" ist eine Kriegsgeschichte und ist doch keine. Oder alles in einem?
Die Geschichte spielt in den Jahren 1943 und 1944, in einem Paris mit
nächtlicher Ausgangssperre für die Bewohner der Stadt. Unterwegs sind
nachts nur die Besetzer mit ihren französischen Begleiterinnen. Und der
22jährige Obergefreite Roth der Wehrmacht. Doch er lässt sich auf ein
gefährliches Spiel ein, das ihm das Genick brechen kann. Nach Dienstschluss,
er arbeitet als Übersetzer für die deutsche Geheimpolizei, zieht er in
einem von Bomben zerstörten Haus seine Uniform aus, versteckt sie unter
einer Treppe, schlüpft in einen kleinkarierten Strassenanzug und verlässt
die Ruine als Monsieur Antoine, als Buchhändlergehilfe: "Als ein anderer
betrat ich die Strasse. Jedes Privileg hatte ich abgetan, war schutzlos
gegen Besatzer und Besetzte. Ich durfte meine Papiere nicht zeigen, meine
Sprache nicht sprechen, eine falsche Vokabel verriet mich. Spätestens
um Halb acht musste ich die Rückverwandlung vollziehen, doch die Uhr,
Erbstück mit deutscher Gravur, nahm ich nicht mit."
Der Obergefreite Roth wollte schweigen, Monsieur Antoine sich unterhalten.
Beim Kaffee Trinken, beim Stöbern im Buchladen und beim Haare schneiden
gibt er sich wortgewandt als Franzose vom Land aus. Dabei lernt er Chantal,
die Coiffeuse und Tochter des Buchhändlers kennen. Sie weiss nicht, dass
er kein harmloser Franzose ist, sondern ein Repräsentant der Besetzungsmacht,
ein "boche". Und Roth weiss nicht, dass Chantal, der Friseur und der Buchhändler
für die Resistance arbeiten. Als die Tarnung zwischen ihnen fällt, ist
es zu spät, denn Roth und Chantal haben sich leidenschaftlich ineinander
verliebt. Die Geschichte und der Krieg nehmen ihren Lauf, der Strudel
der Ereignisse zieht sie in die Tiefe.
Die Geschichte läuft unheimlich schnell, dann scheint sie manchmal still
zu stehen, dass es kaum zum Aushalten ist. Der Erzähler nimmt einem mit
durch ein Paris der Nachtclubs und einsamen Strassen, in die Keller des
Widerstands und die Verhörlokale der Gemeinpolizei, in die leerstehende
Wohnung eines reichen Münchners und ins Hotelzimmer Roths. Für die Liebe
bleibt nicht viel Platz und noch weniger Zeit.
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