Mein Buchtipp: Urs Faes, Liebesarchiv

  13.02.1947 in Aarau geboren. Kindheit und Schulen im aargauischen Suhrental. 1963-1967 Pädagogisch-soziales Gymnasium in der Internatsschule des ehemaligen Klosters Wettingen. Matura. 1968-75 Studium der allgemeinen Geschichte (mit Schwerpunkt Kolonialgeschichte, Faschismus, Geschichte der Schweiz), Germanistik, Philosophie und Ethnologie.
Urs Faes lebt als freier Schriftsteller in Zürich. Seit 1989 hat er zudem einen Zweitwohnsitz in Umbrien, San Feliciano, Provinz Perugia.

Suhrkamp Verlag 220 Seiten Fr. 34.30

Ich verfolge seit Jahren das Schaffen von Urs Faes und bin von seinem letzten Buch "Liebesarchiv" restlos begeistert und sehr berührt. Diese Spurensuche kann ich Ihnen sehr empfehlen!


»Ich habe ihn geliebt. Er ist die große Liebe meines Lebens gewesen …« Mit diesen Worten stellt sich dem zu einer Lesung in einer Kleinstadt am Rhein angereisten Autor eine alte Dame vor. Es ist November, Allerheiligen, schon der Weg zur Lesung hatte Erinnerungen wachgerufen, Vergangenes. Nun steht ihm diese Unbekannte gegenüber, Anna Altmann, die behauptet, vor vielen Jahren die Geliebte seines Vaters gewesen zu sein. »Sie sind wirklich sein Sohn«, sagt sie, »Sie sehen ihm ähnlich.« Sie übergibt ihm ein Foto und ihre Telefonnummer. Die Begegnung läßt ihn ratlos zurück, er ruft nicht an, schiebt die Gedanken daran hartnäckig fort – bis er eines Tages die Nachricht vom Tod Anna Altmanns erhält. Der Brief stammt von ihrer Tochter Vera, die ihn bittet, ein paar Dinge abzuholen: Fotos, Briefe, Liebeszeichen, die Anna über all die Jahre aufgehoben hatte, Zeugnisse der Liebe zwischen Anna und seinem Vater; Vera nennt sie das »Archiv«, das »Liebesarchiv«.
Zunächst voller Unwillen, dann mit wachsender Faszination beginnt er an Veras Seite, dem Vergangenen nachzugehen und seine Erinnerungen an den Sommer des Jahres 1954, in dem der Vater für mehrere Monate verschwand, mit denen Veras zu verknüpfen. Knapp, präzise, leicht erzählt Urs Faes von Vergangenem, von großer Liebe, die sich im Kleinen bewahrt – und von einer Spurensuche, an deren Ende eine außergewöhnliche Entdeckung steht: die Geschichte eines Vaters, die mancher geahnt, aber keiner gekannt hat.




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