Die Buchbesprechung des Kulturredaktors Martin Ebel zum neuesten Krimi von Peter Zeindler erschien am 8. April im Tages-Anzeiger Zürich. Mit seiner Einwilligung kann ich Ihnen hier seinen Buchtripp abdrucken.

 


P
eter Zeindler, Urknall
F. Reinhardt Verlag
304 Seiten Fr. 34.80 bitte mit Mail bestellen


Martin Ebel

Martin Ebel (Zürich) wurde 1955 geboren. Er studierte Romanistik und Germanistik. Seit 2002 arbeitet er als Kulturredaktor beim Tages-Anzeiger Zürich.

Im neuen Agentenroman des Zürcher Autors Peter Zeindler lebt die DDR fort.

Die DDR ist lange tot. Aber einige ihrer Agenten leben immer noch, unentdeckt. So auch Benjamin Lorant, der vor 20 Jahren von Leipzig nach Genf geschickt wurde, um die südafrikanischen Kontakte des deutschen Landespolitikers Uwe Barschel auszuforschen – ebendessen, der dann tot in einer Badewanne des Hotels Beau Rivage gefunden wurde. Dann kam der Mauerfall, die Stasi implodierte, und Lorant blieb einfach in Genf, behielt seine neue Identität, verliebte sich in die Frau, die er aus operativen Gründen heiraten sollte, und lebte glücklich und zufrieden. Bis zu dem Moment, da Peter Zeindlers neuer Agentenroman einsetzt. Lorant wird von einem Mann namens Petrow angesprochen und erpresst: Wenn er nicht tut, was das offenbar immer noch mächtige Netzwerk will, lässt man ihn hochgehen, und mindestens die Ehe ist kaputt. Was will Petrow? Lorant soll eine Schwachstelle im Cern finden, damit die Suche nach dem Urknall sabotiert werden kann. Stattdessen fährt er nach Leipzig, um seinen alten Führungsoffizier aufzuspüren. Dort begegnet er auch einer einstigen Geliebten und findet heraus, wer seine Eltern auf dem Gewissen hat. Peter Zeindler ist ein Routinier des Genres. Der neue Agentenkrimi gehört indes nicht zu seinen stärksten. Langwierig entwickelt sich die Handlung, immer wieder aufgehalten von umständlichen Dialogen, die dann auch noch umständlich kommentiert werden. Viel wird angetippt und wieder fallen gelassen, die Auflösung gerät dann fast lustlos. Am meisten aber leidet der Roman unter der blutlosen Sprache. «Benjamin Lorant liebte Bachs Musik», lesen wir. Recht so. Aber dann der unbeholfene Nachsatz: «Dem grossen Meister der Barockmusik fühlte er sich verpflichtet!» Ein Leipziger sagt in schlimmstem Psycho-Helvetisch: «Ich wollte mich selber sein.» Der Salon ist natürlich «feudal», der Steinway-Flügel «kostbar», und wenn Ex-Agenten miteinander reden, klingt das so: «Görbchen weiss vielleicht mehr, als dir lieb ist. Ich würde mich gut mit ihm stellen. Du kannst es dir nicht leisten, ihn vor den Kopf zu stossen. Wie auch immer!» Kurz: Dem Buch hätte ein scharfes Lektorat gutgetan. Dem wären sicher auch die «bananenförmigen Brüste» zum Opfer gefallen. Um diese Formulierung wäre es dann schon wieder schade



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Juli 2010 Bernadette Reichlin, Wald
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