Die Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken.


Charles Ferdinand Ramuz,
Aline
Limmat Verlag
160 Seiten Fr. 28.00 Info/bestellen


Es gab nur das Schweigen…


Aline hatte ja nicht mehr das Recht, etwas zu sagen. Sie hatte nur noch das Recht, zu tun, was man sie zu tun hiess. So gern wäre sie zu ihrer Mutter gegangen und hätte sie um Verzeihung gebeten, sich vor ihr zu Boden geworfen, den Kopf in ihren Schoss gelegt, damit alles vergessen wäre. Aber die Mutter blieb verschlossen und finster; und Aline getraute sich nicht. Sie begann wieder zu nähen, während die Lampe angezündet wurde. – Niemand war da, der Mitleid mit ihr hatte. Es gibt Worte, die einem wohltun, wie das ÖL auf einer Brandwunde. Es gab nur das Schweigen. Es geht um Aline, die Tochter einer armen Witwe, die sich in den Sohn des Bürgermeisters verliebt.

Charles Ferdinand Ramuz (1878-1947) schrieb vor mehr als 100 Jahren diese ausgewogene Erzählung, eine schmerzvolle Geschichte von berührender Schlichtheit. Der Roman ist mit seiner auf das Wesentliche verkürzten Handlung, seinen klaren Sätzen ein Zeitzeugnis. Die strenge Sittenlehre und gesellschaftliche Ordnung waren Leitplanken für Liebende. Doch man liest sich nicht durch die Vergangenheit, sondern spürt Wahrheit des Lebens, wo Ernsthaftigkeit mit Vergnügen, Bescheidenheit und Überheblichkeit, reich und arm unüberwindliche Hürden sind, die das Glück verhindern.


Aline, C. F. Ramuz, Limmat Verlag, 160 S., Fr.28.-, aus dem Französischen von Yvonne und Herbert Meier

Empfohlen von Elisabeth Bardill 18.
Juli 2019

Elisabeth Bardill

Elisabeth Bardill

Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers. Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die „Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts von Menschen in Graubünden.



Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt in Graubünden

Edition Bardill
Fr. 30.00 bitte mit Mail bestellen



Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen

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