Die Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus 7106 Tenna im Safiental hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechung hier abzudrucken:

Martin Bienert/Marcel Heinrich, Alpengold. Kartoffeln und Käse aus den Bergen
Fona Verlag
224 Seiten, farbige Abbildungen Fr. 54.00 Info/bestellen




Das ungewöhnliche neue Buch über altbekannte Nahrungsmittel wie Kartoffel und Milch ist voller Lebensweisheit und Wissen über die Natur. Martin Bienerth, Andeer und Marcel Heinrich, Filisur, sind sowohl Autoren wie Illustratoren.


Liebe zu den Erzeugnissen aus dem Boden und von den Tieren war wohl der Antrieb und die Begeisterung der beiden Männer bei der Entstehung von „Alpengold“. Ihre Texte sind feinfühlig und fundiert. Kleine Kartoffeln sind besonders wertvoll und dürfen nicht alle gegessen werden, denn in ihnen schlummern die Gene der Vorfahren aus den Anden. Sie sind das über den Winter schlafende Saatgut. Sie geben Leben weiter, wenn im Frühling der Acker bereit ist und sie aufnimmt. Milch steht im Zusammenhang mit der Bergblumenpracht. Milch entsteht immer nach den gleichen Gesetzmässigkeiten der Schöpfung. Ihre Bausteine sind seit Jahrmillionen die gleichen.
Mit dem Buch hält man den Schlüssel zu einem Schatzkästlein in der Hand. Zum einen sind es die sprechenden Fotografien, zum andern die Beschreibungen von harter Arbeit und Durchhaltewille bei Anbau, Pflege und Ernte der Kartoffeln wie bei Haltung, Fütterung und Melken des Viehs. Bio-Ackerboden und Weideland spielen eine Rolle. Das Wissen über Flora und Fauna und deren Kreislaufgeschehen im Jahresablauf, mit Einbezug des Klimawandels, wird einfach und klar vermittelt. Rezepte von Bündner Köchinnen und Köchen wurden geschickt ins Gesamtwerk eingegliedert.
Die Sensibilität in der Einfachheit
Achtsamkeit bei dem was selbstverständlich ist kommt hier zum Ausdruck. Das Keimen und Blühen der Kartoffeln wird als spannende Geschichte erzählt und im Bild festgehalten. Auch über Gelingen oder Misserfolg einer Ernte wird berichtet. Die Herstellung von Käse, der immer besser wird, weil Maria, die Käserin, jeden Tag als etwas Einmaliges empfindet, beeindruckt. Deshalb kommt sie auf Ideen und scheut das Experimentieren nicht. Die Kundschaft spielt Versuchskaninchen! Als erfahrene Käsemeisterin weiss sie wie Milchgewinnung und Milchverarbeitung eng miteinander verbunden sind. Der Bauer Marcel weiss um das Feinwurzelsystem, den Wassernachschub, Laub wie Krautfäule und deren Verhinderung zu erzählen. Man ist beim Lesen berührt von der sensiblen Einfachheit, die alles andere als simpel ist. Zauberhafte Bilddokumentationen zeigen das Leben der Kartoffel unter dem Boden, die sich durchs Kraut dem Licht entgegen reckt.
Tenna, 31. Oktober 2016
Elisabeth Bardill