Ein weiterer sehr aktueller Buchtipp meines Mannes:

 


Michael J. Sandel, Vom Ende des Gemeinwohls. Wie die Leistungsgesellschaft unsere Demokratien zerreisst
S.Fischer Verlag
448 Seiten Fr. 31.30
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Michael J. Sandel, The Tyranny of Merit. What's become of the Common Good?
Penguin UK
288 Seiten Fr. 23.60 Info/bestellen

Die Tyrannei der Gebildeten

Wenn morgen Trump die US- Wahlen gewinnt, gegen Biden so wie vor 4 Jahren gegen Frau Clinton, bewahrheitet sich die Warnung des Philosophen Michael Sandel in seinem soeben erschienen Buch «the Tyranny of Merit»! Er beschreibt, wie zwei Gräben die Gesellschaft spalten (wie auch bei uns?!): 1% der Amerikaner verdienen so viel wie die untere Hälfte der Ameri-kaner zusammen, deren Einkommen seit 40 Jahren stagniert. Die Studierten mit Collegeabgang verachteten die weniger Gebildeten («the deplorables» gemäss Hillary Clinton), die aber 2/3 der Wähler ausmachen und Trump weiter unterstützen. Der amerikanische Traum vom sozialen Aufstieg («you can make it if you try») existiere nicht mehr, ausser in Dänemark und in China! «Smarte» Technokraten wie Obama und die meisten Ökonomen glaubten, dass mehr Informationen über Fakten die Bürger an die Wissenschaft glauben lasse und das Allgemeinwohl fördern könnten. Dabei gehe der demokratische Diskurs verloren, die Eliten blieben unter sich und würden die Banken stützen, statt der wachsenden Ungleichheit mit höheren Steuern zu begegnen…

Michael Young, der englische Soziologe kreierte 1958 erstmals den Begriff «Meritokratie» (lat.: meritum, das Verdienst und griech.: ??ate??, herrschen), dass allein die Leistung des einzelnen zähle. Er sagte voraus, dass dann aber der Übermut dieser Eliten zu einer Revolution der weniger Gebildeten dagegen führen würde, etwa um 2034- Brexit und die Wahl von Trump haben dies schon 2016 vorweggenommen.

Sandel plädiert dafür, den Wert der Arbeit wieder höher zu gewichten (wie wir in der Schweiz mit der Lehre als zweitem Bildungsweg), statt der Löhne die Vermögenserträge stärker zu besteuern. In der Coronapandemie sollten die Arbeitseinkommen mit Kurzarbeitsentschädigung und nicht nur mit Arbeitslosengeld gestützt und dafür die elektronischen Finanztransaktionen stärker belastet werden, ähnlich wie andere «Sünden» wie Tabak, Alkohol und Casinos. Die aufgeblähte Finanzwirtschaft würde zwar das GDP vergrössern, aber schade heute der Realwirtschaft immer mehr. Letztendlich bleibe entscheidend, dass beide, die Gewinner und die Verlierer, sich wieder zusammenfinden, zum Wohl der Allgemeinheit! Biden könnte das schaffen!

2.November 2020

Michael J. Sandel, geboren 1953, ist politischer Philosoph. Er studierte in Oxford und lehrt seit 1980 in Harvard. Seine Vorlesungsreihe über Gerechtigkeit begeisterte online Millionen von Zuschauern und machte ihn zum weltweit populärsten Moralphilosophen. »Was man für Geld nicht kaufen kann« wurde zum internationalen Bestseller. Seine Bücher beschäftigen sich mit Ethik, Gerechtigkeit, Demokratie und Kapitalismus und wurden in 27 Sprachen übersetzt.

Archiv

Januar 2008: Philip Roth, Exit Ghost
Mai 2008: Jeffrey D. Sachs, Wohlstand für viele
Februar 2010: Mona Bodenmann, Mondmilchgubel

April 2010: Colin Beavan, Barfuss in Manhattan
März 2011: Philip Roth, Nemesis
August 2011: Urs Faes, Paarbildung
November 2011: Jeffrey Sachs, the price of civilization
Juli 2012: Adam Zamoyski, 1812
November 2012: Florian Illies, 1913. Der Sommer des Jahrhunderts
Juni 2013: Robert Skidelsky/Edard Skidelsky, Wie viel ist genug? Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens
August 2013: Jeffrey D. Sachs, To move the world
Dezember 2013:
Martina Frei/Honegger Regula, Zürich für Kinder. Die Stadt entdecken, erleben und enträtseln und William Manchester,The death of a President
Mai 2014: Die Geschichte der Schweiz hrsg. von Georg Kreis und Orlando Figes, Krimkrieg
Weihnachten 2014:
Nassim Nicolas Taleb, Antifragilität und André Holenstein, Mitten in Europa. Verflechtung und Abgrenzung in der Schweizer Geschichte
April 2015: Thomas Maissen, Schweizer Heldengeschichten und was dahinter steckt, Anton Gunzinger, Kraftwerk Schweiz und Werner Ryser, Walliser Totentanz
Mai 2015: Die Naturforschenden. Auf der Suche nach Wissen über die Schweiz und die Welt 1800-2015. Herausgegeben von Patrick Kupper und Bernhard C. Schär
Silvester 2015: Elisabeth Kolberg, das sechste Sterben und Diccon Bewes, Mit 80 Karten durch die Schweiz
Februar 2016:
Peter Frankopan, The Silk roads. A new history of the world
April 2016: John Hirst,
die kürzeste Geschichte Europas
Adventszeit 2016:
Leon de Winter, Geronimo
September 2017:
Yuval Noah Harari, Homo deus
Dezember 2017:
Cathy O'Neil, Angriff der Algorithmen
April 2017: Martin Puchner, The written world
Juni 2017: Geoffrey West, Scale. The Universal Laws of Life, Growth, and Death in Organisms, Cities, and Companies
August 2018: Lisa Halliday, Asymmetrie
Oktober 2018: Maryanne Wolf, Reader come home. The reading brain in a digital world
November 2018: Katharina Adler, Ida
Juni 2019: Hector Garcia/Francesc Miralles, Ikigai
August 2019:
Francis Fukuyama, Identität. Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet
September 2019: Ma Hian, Traum von China
Advent 2019: Jill Lepore, Diese Wahrheiten
Juli 2020:
Stanislas Dehaene, How we learn. The New Science of education and the brain
Juli Special: Charles Benoy, (Hrsg.)
COVID-19. Ein Virus nimmt Einfluss auf unsere Psyche. Einschätzungen und Massnahmen aus psychologischer Perspektive



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