Die Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken. Ganz herzlichen Dank!

Hier finden Sie ein Interview mit Elisabeth Bardill


Besprechung für Sie:

Margrit Cantieni, Einen Schachtel voller Lügen



Margrit Cantieni, Eine Schachtel voller Lügen
Verlag Cancas Fr. 23.80
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Eine Schachtel voller Lügen

Der Stoff des neuen Romans von Margrit Cantieni ist in den 1950er Jahren angesiedelt. Er beruht auf einer wahren Geschichte. Schauplätze sind Haldenstein, Bad Ragaz, Casablanca, Bern, Nizza.
Franca war noch nicht ganz volljährig, als sie der Armut des elterlichen Hauses den Rücken kehrte und mit einem jungen Mann ins Ausland floh. Generell wurde eine solche Tochter als Mädchen in gefährdeter Situation gesucht, gefunden und in einer Klinik oder in einem Mädchenheim weggesperrt. Es gehörte zum System, dass die Beurteilungen von Vormündern, meistens Männern, undifferenziert waren. Franca gelang die Flucht, zuerst nach Casablanca und dann nach Nizza. Sie war eine junge Frau «sans papiers». Beide Male hätte sie als Sekretärin eine gute Arbeitsstelle erhalten können. Sie stellte ordnungsgemäss beim Konsulat den Antrag für die notwendigen Papiere, um bleiben zu können. Das wurde ihr zweimal zum Verhängnis. Die Behörden liessen ihr keine Ruhe. «Mit jedem Tag in der Klinik wurde Franca bedrückter. Sie fühlte sich verraten vom Konsul, von der Fürsorgerin von ihrem Bruder Lukas und selbst von ihrer Mutter. Auch das Leid der anderen Insassen beelendete sie. Tagsüber half sie den Wärtern, die über zu wenig Personal und zu lange Arbeitszeiten jammerten beim Wechseln der Bettwäsche, beim Putzen und Kartoffelschälen, beim Füttern der Patienten, die nicht mehr selbständig essen konnten. Gleich am ersten Tag hatte die Leidensgenossin Silvana ihr geraten, unauffällig und fleissig zu sein, damit sie wieder rausgelassen werde.» Franca traf 26 Jahre später ihren Fluchthelfer in Haldenstein, der damals selber aus schwieriger Lebenslage heraus ein neues Leben aufbauen wollte.
Wegen administrativer Versorgungen litten bis zum Ende des 20. Jahrhunderts unzählige Menschen in der Schweiz. Allein schon der Umstand in Armut zu leben, führte zu Massnahmen der Behörden. Familien wurden aufgelöst, Kinder in Heimen, Jugendliche in Anstalten zur Nacherziehung platziert. Viele Jugendliche kamen aus dieser Spirale der Ausgrenzung nur mit eigener Kraft, wenn überhaupt, heraus.
Die Stigmatisierung kann ein erfülltes Leben verhindern. Eine Schachtel voller Akten kann willkürliche Verfügungen wie auch Lügen enthalten. Die Autorin zeigt mit dem Porträt von Franca auf ein Kapitel der Schweizer Sozialgeschichte. Die Historikerin Loretta Seglias schrieb das Nachwort zum Roman.

Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, den 11. April 2025




Elisabeth Bardill

Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers. Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die „Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts von Menschen in Graubünden.



Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt in Graubünden

Edition Bardill
Fr. 30.00 bitte mit Mail bestellen



Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen

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