|
Die
Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die
Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken. Ganz herzlichen
Dank!
Hier
finden Sie ein Interview mit Elisabeth Bardill
Elisabeth Bardill
Besprechung für Sie:
Sophie Hunger, Walzer für Niemand
Isabelle Flükiger, Glora. Mohammed.Eine
Erzählung von der dunklen Seite des Glücks
Sophie Hunger, Walzer für Niemand
Kiepenheuer & Witsch Fr. 30.90
Bitte per Mail
bestellen
Sophie
Hunger – Walzer für Niemand
Der Name Hunger hat seinen Ursprung im Safiental. Der erste Roman von
Sophie Hunger hat wohl unverkennbar autobiographische Merkmale. Es handelt
sich um eine gemeinsame Kindheit mit dem Knaben «Niemand».
Die zwei Diplomaten-Kinder sind sich fast ausschliesslich selbst überlassen.
Die wechselnden Wohnorte wie Schulklassen, wegen des beruflichen Umfeldes
ihrer Eltern, bewirken für deren Kinder eine Isolation vom gewöhnlichen
Alltag anderer Kinder. Sie sind aufeinander angewiesen und unzertrennlich.
«Obwohl wir fleissig in der Schule fehlten, waren wir nie krank.
Wir widersetzten uns jeder Form von medizinischer Untersuchung und der
damit verbundenen Diagnose. Es war keine Challenge oder Ausdruck sozialen
Widerstandes, es war eine höchst persönliche Entscheidung. Diagnostik
führe zur Verletzung der menschlichen Würde, hast du gesagt.»
Der Roman ist in der Ichform (Sophie) geschrieben. Die unbezähmbare
Unabhängigkeit der Kinder im Denken, Fühlen und Handeln wurzelt
in der Musik und in der Zweisamkeit. Ein ganz persönlicher Zugang
entwickelt sich bei den Kindern beim Musikhören und Improvisieren,
ohne eigentlichen Musikunterricht. Es ist ein Aufwachsen mit dem Zauber
und der elementaren Kraft der Musik. Doch die innige Freundschaft der
Kinder wird im Erwachsenenalter zerbrechlich.
Die Diplomatentochter und Autorin Sophie Hunger bleibt beim Schreiben
authentisch wie bei ihrer sängerischen Gestaltungskraft. Sie setzt
ihre eigenen Werte beim Schreiben, Komponieren, Singen, Spielen oder Tanzen
ein. Im Roman «Walzer für Niemand» besinnt sie sich auf
ihre Ahninnen, die Walserinnen. Hunger ist der Frauenname von Sophies
Mutter. Die Faszination über das völkerkundliche Phänomen
Walsertum, lässt Sophie tropfenweise in die Geschichte einfliessen.
«Am Anfang war die Bewegung. Keiner war schon immer hier gewesen.
Die Walserinnen gingen aus diesen Siedlern hervor. Von einer unbändigen
Unrast geplagt und gesegnet, schwärmten diese deutschsprachigen Wesen
ab dem Jahr 1000 auf den alpinen Hochebenen aus, um die höchstgelegensten
Alpensiedlungen zu errichten.» Der raffiniert ausgestattete Roman
enthält Tatsachen, Wünsche, Vorstellungen und Sagenhaftes einer
selbstreflektierenden Frau. Sophie Hunger bewegt sich mit Feingefühl
in den Urgründen des Kunstschaffens sowohl beim Musizieren wie beim
Schreiben.
Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, den
18. Juni 2025

Isabelle Flükiger, Gloria, Mohammed
Rotpunkt Verlag Fr. 27.00
Bitte per Mail
bestellen
Gloria. Mohammed
Eine Erzählung von der dunklen Seite des Glücks. Die Autorin
Isabelle Flükiger machte eine Reise durch das «Schattenreich»
der aktuellen Sozialgeschichte der Schweiz. Mit Feingefühl folgt
sie der Spur von Gloria aus Kamerun, der es gelingt, das Leben in der
Schweiz zu bestehen. Mohammed aus Marokko verschwindet, taucht ab. Die
Geschichten der beiden Sans -Papiers enthüllen das komplizierte System
im Arbeitsmarkt. «Gloria nahm mich dahin mit, wo die Geschichten
nicht hinführen, zu Protokollen, Gesetzestexten, sie zwang mich,
den Bereich der Gefühle zu verlassen, um in den nächsten einzutreten
denjenigen in dem sich das Gefühl verwandelt, um sich in Abstimmungen,
Gesetzesentwürfen, Paragrafen zu verkörpern.» Die Leserschaft
findet in diesem Buch nicht das Gebiet der Literatur, sondern dasjenige
des Rechts, der Politik und der Ämter. Die Schicksale von Gloria,
Mohammed, Unternehmern und Subunternehmern sind am selben Ort angesiedelt.
Dort, wo in einem westschweizer Dorf ein Luxusresort gebaut wird. Sans-Papiers
sind mit ihrer Arbeitskraft unentbehrlich auf dem Bau oder in der Hauswirtschaft,
doch sie sollten ja nicht hier sein. Sie haben keine Aufenthaltsbewilligung
und also kein Bankkonto, keinen sicheren Ort für ihr Geld und keine
Möglichkeit, mit der Karte zu bezahlen, alles geht von Hand zu Hand,
in bar. Welche Krankenkasse nimmt Sans-Papiers auf? Was ist mit dem Lohn
und mit der AHV? Was bedeutet es, keinen Ausweis zu haben? … Die
Autorin denk und schreibt: «Einige bezeichnen unser Asylsystem als
zu durchlässig, andere finden es zu einschränkend. Entweder
sind unsere Asylsuchenden Schmarotzer, oder wir beuten sie aus. Die Meinungen
sind immer messerscharf, die Tatsachen hingegen verschwommen.»
Die Erzählerin Isabelle Flükiger, geboren 1979, lässt nicht
locker und beschreibt mit Klarheit, Witz und Empörung die Erkenntnisse,
die sie durch gründliche Recherche über die Funktionsweise unserer
Marktwirtschaft gewinnt. Das Buch ist aus dem Französischen und mit
einem Nachwort versehen von Ruth Gantert.
Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, den 26. Juni 2025
Elisabeth Bardill
Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur
Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der
Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern
war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner
Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers.
Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre
unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern
Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill
mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch
für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die
„Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber
unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts
von Menschen in Graubünden.

Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt
in Graubünden
Edition Bardill
Fr. 30.00
bitte
mit Mail bestellen
Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen
|